MPC-Regionalkreis West auf Tucker-Tour

Go Westfalen

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Träge? Versammlungsmüde? Lustlos? Zu faul? Noch bei der Mitgliederversammlung im Mai in Worms kamen deutliche Klagen aus verschiedenen Regionalkreisen über geringe bis keine Teilnahme an örtlichen Veranstaltungen. Der Ärger über das vermeintliche Desinteresse führte sogar zum Vorschlag, die Regionalkreise aufzulösen.

Im Regionalkreis West gingen drei „Unverbesserliche“ einen anderen Weg: Das Trio Jürgen Book, Dieter Brandenburg und Jürgen Stolze krempelte die Ärmel auf – und fing an zu organisieren. Zunächst den Besuch der „Classic Days“ im August auf Schloss Dyck und nur wenige Wochen später jetzt die 1. MPC-Tuckertour ins Münsterland.

Bevor Irritationen auftreten: Die Organisatoren lieferten die Erklärung dafür, was eine „Tuckertour“ ist, gleich mit. Zitat aus dem Nachschlagewerk:
1.) (etwas tuckert), gleichmäßige Motorengeräusche machen: „Der Traktor/das alte Auto hat getuckert.“
2.) (jmd./etwas tuckert irgendwohin), sehr langsam fahren. „Die Autos/Wir sind langsam über die Landstraße getuckert.“

Mit anderen Worten: Rund 20 MPC-Mitglieder, Ehefrauen, Angehörige und Lebensabschnittbegleiter/innen sammelten sich mit sieben alten, ganz alten und fast taufrischen Autos, um gemütlich durchs Münsterland zu fahren – Jürgen Book in einem riesigen betagten GMC-Van vorneweg, der Rest in beliebiger Reihenfolge hinterher. Zwar hatte Book in den Reiseunterlagen ausgegeben, dass die Teilnehmer nach dem sogenannten „Rosenheimer Abbiegeverfahren“ unterwegs sind (nach jedem Abbiegen schert das Auto hinter dem Führungsfahrzeug aus, lässt die anderen vorbei und schließt sich hinten wieder an), um sicherzustellen, dass alle alle Autos sehen. Aber mit derart komplizierten Geistesakten wollten (zum Entsetzen des Herrn Reiseleiters) zumindest einige Fahrer nichts zu tun haben. Wir sind trotzdem alle heil durchgekommen!

Start war im/am Automuseum Dortmund. Obwohl nahe der A45/B54 gelegen, war es wegen der naheliegenden Großbaustelle schon ein Akt, das Oldiemuseum überhaupt zu finden. Die ausgestellten Pretiosen versöhnten dann sehr schnell mit der Mühsal der Suche – und erst recht das italienische Mittagessen im angeschlossenen Restaurant „Mille Miglia“. Wobei – war das Restaurant dem Museum angeschlossen? Oder das Museum dem Restaurant?

Egal. Das rheinisch-westfälische Triumvirat drängte trotz angeregter Gespräche auf Aufbruch, die Tuckertour hatte schließlich noch einiges zu bieten. Nicht nur Dauerregen, Ruhrpott-Kulisse und die ständige Sorge, einen Teilnehmer zu verlieren, nein, auch strahlenden Sonnenschein und liebliches westfälisches Flachland.

Station 2 – das ERKO-Classics-Center in Dülmen. Nur einen Steinwurf weit entfernt vom ersten Wiesmann-Betrieb, gründete Erwin Kock zusammen mit seinem Sohn Jörg die ERKO Classics GmbH, die auf über 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zahlreiche Old- und Youngtimer präsentiert, diese und Kundenfahrzeuge in der großzügigen Werkstatt pingelig restauriert und gelegentlich auch mal eins verkauft. Aber eher selten. Inhaber Erwin liebt „seine“ Fahrzeuge viel zu sehr, als das er sich so ohne weiteres von ihnen trennt. Gerade frisch rein gekommen: ein Opel Admiral aus den 60er Jahren – mit erstem Lack, mit erstem Motor (2,8 E), mit erstem Vinyl-Dach und mit einer Inneneinrichtung, deren Stil in kräftigem Rot Erwin Kock als „Bochumer Bordell“ bezeichnete.

Ginge es nach Vater und Sohn Kock, wir hätten den ganzen Sonntag bei ihnen verbracht. Zu gerne erzählen sie über ihre Ausstellungsstücke, über eigene Lieblinge (BMW 2002 tii touring) und über die vielfältigen Drähte, Beziehungen und Kontakte in die Oldie-Branche.

Fahrtleiter Book drängte wieder zum Aufbruch, nicht nur, weil er seiner Gruppe noch mehr von Westfalen zeigen wollte, sondern wohl auch, weil er Hunger verspürte. Dazu schleuste er uns über Wege, die diesen Namen nicht verdienen, und auf denen er mit seinem gefühlt sechs Meter langem und zwei Meter breiten US-Alt-Van (ohne Kopfstützen, ohne Gurte, ohne Servolenkung) völlig deplaziert wirkte. Jürgen führte uns zielstrebig über zahlreiche und sehenswerte Umwege zum Eichenhof Schlüter in Everswinkel – das wohl älteste Bauernhof-Café des Münsterlandes. Die Besonderheit dieses Lokals: Erstens wird es noch immer von der 89jährigen Maria Schlüter geführt (an diesem Sonntag allerdings war sie gerade krank und konnte sich nicht sehen lassen) und zweitens bietet die knapp bemessene Karte ausschließlich westfälisches Essen, das zünftig schmeckt! Angefangen vom Schinken-Omelett, über Bratkartoffeln mit Schinken, Schinken-Brot und Kuchen, Kuchen, Kuchen…

Als kleine Krönung der ohnehin gelungenen Veranstaltung (selbst das Wetter spielte letztlich mit) gab es als Lohn für kluge Antworten über Details aus der Anreise ein Frei-Abo für „Landlust“, „Einfach hausgemacht“ oder „Hygge“ aus dem Landwirtschaftsverlag Münster – westfälischer Lokalkolorit bis zur letzten Minute! Weswegen das nächste Regionalkreis-West-Treffen denn auch wieder im Rheinland stattfinden wird, voraussichtlich am 21.1.2018 in Bonn!

Gernot Röthig

Fotos:

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